Winterwonderland - Teil 1

  

Eigentlich mag ich den Winter.

Ich mag das Glitzern, die dicken Schneeflocken, den Anblick unberührten Schnees, das Knirschen unter den Schuhen.

Und doch bin ich ganz froh inzwischen in Hamburg zu wohnen, denn hier ist der Winter oft gnädiger, als in Berlin.

 

Denn schon bei ersten Minusgraden wird mir unwohl und ich fühle mich unsicher.

Vor allem sind aber Blitzeis und gefrorener, angetauter Schneematsch das Problem.

 

Wo schon gesunde Menschen Schwierigkeiten haben sich draußen zu bewegen, ist es für Menschen wie mich mindestens doppelt zu schwierig und eine echte Herausforderung.

 

Ein Problem sind auch die nicht oder nicht gut genug geräumten Straßen.

Bei mir vor der Haustür sind die Hauptfußwege immer gut geräumt und meist gestreut. Aber nicht die kleinen Seitenwege, die erst zum Fußweg hinführen. 

Die muss ich also auch erst einmal unfallfrei und sicher überqueren.

 

Für gesunde Menschen ist es okay, wenn sie ein kleines Stück zu überqueren haben, das nicht perfekt geräumt ist. Für mich wiederum ist selbst so ein kleines Detail entscheidend. Gesunde Menschen sehen diese Details oft nicht. 

Oft habe ich wirklich an extremen Wintertagen erhöhten Puls und nahezu innerliche Schweißausbrüche, sobald ich das Haus verlasse.

 

Ich habe all die Winter schon sehr viele verschiedene Hilfsmittel ausprobiert. Von Pflastern unter den Schuhen, Socken über den Schuhen und Spikes in den verschiedensten Varianten.

Spikes gehören für mich zu den sichersten Hilfsmitteln im Winter, die sich in meinem Winteralltag etabliert haben. Wenn ich auch nicht jede Variante empfehlen kann.

 

Ich habe zwei verschiedene Varianten Spikes, die micm recht sicher und sorgenfrei durch den Winter bringen.

 

Die einen Spikes befinden sich lediglich unter den Schuhspitzen. 

Sie genügen mir für Minusgrade ohne Schnee und ohne zu erwartendes Blitzeis. 

Sie helfen mir, falls sich auf meinem Fußweg  z.B. vereinzelt Eisflächen befinden und geben mir somit Sicherheit.

Ich kriege sie recht leicht an- und abgemacht und kann mit ihnen somit auch unterwegs relativ  flexibel hantieren. Auch, wenn ich mich dann auf die schmutzigen Treppen einer U- oder S-Bahnstation setzen muss.

Leider muss ich etwa alle 100 Meter ihren Sitz kontrollieren, da der Gummi leicht abrutscht.

So geht auch gleich wieder ein Teil der gewonnenen Sicherheit verloren, da ich Angst habe sie zu verlieren.

 

An Tagen mit großflächigem Blitzeis, wie vergangenen Montag, muss ich wortwörtlich schon härtere Geschütze aufziehen. 

Dafür habe ich Spikes, die über den gesamten Schuh verteilt sind. 

Sie sind wirklich super bei Blitzeis. Und so war ich - als Mensch mit Gehbehinderung - weitaus sicherer unterwegs, als meine gesunden Mitmenschen, die ich zum Teil auch fallen sah. Irgendwie ironisch.

 

Schwierig bei diesen Spikes ist allerdings, dass ich sie nicht selbst auf den Schuh rauf oder wieder abbekomme. Zumindest nicht, wenn ich die Schuhe anhabe. Dadurch machen sie mich relativ unflexibel. Daher nehme ich dann Wechselschuhe mit.

Das heißt: Wenn ich morgens auf der Arbeit ankomme, setze ich mich erst einmal im Hausflur auf die Treppe und wechsle meine Schuhe - genauso auch umgekehrt am Feierabend.

 

Leider ergeben sich mit Spikes auch neue Schwierigkeiten für mich den Arbeitsweg zu bewältigen: Die Innenbereiche der Bahnhöfe. 

Spikes sind für draußen gemacht. Auf den glatten Steinen in den Bahnhöfen rutsche ich sehr schnell weg, wenn ich mich nicht konzentriere. Schwierig, wo ich ja so schon keinen guten Gleichgewichtssinn habe. 

 

Ironisch zugleich, wenn sie dich draußen vor Stürzen schützen sollen und im Innenbereich viel eher noch zu welchen führen könnten.